1. The Big Awakening
Die einzige Konstante bleibt auch im zweiten Jahr der Pandemie die Veränderung. Das betrifft auch Konsum- und Nutzerverhalten und somit Marken und ganze Marktsegmente. Die Welt erlebt eine laufende Transformation – vom Bequemen und Gewohnten in das Neue, das Beängstigende und vor allem Perspektivische. Wurden „Love-Brands“ bisher über polierte Markenbotschaften und inszenierte Social Media Channels prominent, hat nicht zuletzt Covid uns dazu gebracht, unsere Werte zu überdenken und zu verstehen, dass Sinnhaftigkeit, Flexibilität und Widerstandsfähigkeit oberste Priorität haben, um sich in der Welt nach Corona neu zu sortieren. Vorbei ist das Jahr der „Wir halten durch“ Kampagnen – das „Awakening“ in Form von neuer Lebensfreude wird sich spätestens ab Frühsommer in der Kommunikation, in der Kultur und im Lifestyle durchsetzen. Was wir jetzt schon sehen: mit steigenden Impfraten steigen auch die Google Suchanfragen nach Reisedestinationen und Tickets – zu den Gewinnern zählt, wer mit einem hohen Maß an Flexibilität aber auch Mut aus der Krise hervorgeht und schnell aber auch relevant auf Entwicklungen reagiert.
2. Return of Corporate Culture
Die Krise hat neue Arbeitsmodelle hervorgebracht, die mehr Freiraum und Vertrauen für und in jeden Mitarbeiter mit sich bringen. Neben Home-Office oder einer vier Tage Woche werden sich 2021 noch mehr Unternehmen von fix vorgegebenen Anwesenheitszeiten, Monitoring, alter Hardware oder überholten Tools der Unternehmenssteuerung verabschieden. Die Notwendigkeit von Geschäftsreisen und allgemein Terminen in Person wird auch in Zukunft hinterfragt. Es beginnt die Zeit der neuen Offices, der flexiblen Arbeitsplätze, der neuen Kommunikation, der neuen Freiheit. Für das erste Quartal 2021 gilt: eine offene, regelmäßige Kommunikation mit den Mitarbeitern über den Status des Arbeitsplatzes, die Erwartungen und Richtlinien in Bezug auf Tests und Impfungen wird sich positiv auf die Unternehmenskultur auswirken. Jetzt sollten die Mitarbeiter nicht alleine gelassen werden, jetzt geht es um Motivation und Weitblick. Die dynamischsten Unternehmen haben diese Transformation längst begonnen und nehmen bereits massive Veränderungen an ihrem Arbeitsplatzdesign und Office vor, auch mit dem Ziel, Mitarbeiter zu motivieren und zu begeistern, ins Büro zurückzukehren – denn dieses ist das schlagende Herz der Unternehmenskultur. Es ist nicht nur ein Ort der substanziellen Repräsentation, sondern ein Ort der Begegnung, der das Ausleben der interdisziplinären Kreativität ermöglicht. Selbst mit dem besten Equipment kann eine Videokonferenz da nicht mithalten.
Employer Branding via Zoom Call – kann das funktionieren? Die Pandemie hat die New Work-Idee nicht geboren, sie war lediglich ein Beschleuniger für viele Unternehmen, sich an dieser Vision auszurichten. Jetzt ist es keine Ermessensfrage mehr: Ohne diese Veränderungen in der Arbeitsplatzgestaltung werden sich die meisten Mitarbeiter dafür entscheiden, überwiegend von zu Hause aus zu arbeiten (so man sie lässt) – und verlieren so die wichtige Verbindung zur Wurzel des Unternehmens, der lebendigen Gemeinschaft, dem Epizentrum der Teaminnovation und der zwischenmenschlichen Beziehungen.
Lesen Sie hier, warum im digitalwerk jeder frei entscheiden kann, von wo aus er arbeitet.
3. The Corporate Digital Studio
Eines der vielen Learnings aus 2020 war definitiv, dass nicht jedes Meeting in Person stattfinden muss. In Bezug auf Umweltschutz (Geschäftsreisen) und Effizienz ist diese Erkenntnis durchaus wertvoll. Video Calls über Zoom oder MS-Teams werden also bleiben – aber der Anspruch an Professionalität und Qualität steigt. In dem Maße, wie Organisationen ihre Büros neu aufsetzen werden, müssen sie auch ihre technische Ausrüstung aufs nächste Level heben, um für die Zukunft gewappnet zu sein. Präsentationen, Pitches, Sales Meetings, Schulungen uvm. werden remote abgewickelt – aber auf einem neuen Level: 4k Livestreams, professionelles Handling von Ton und Beleuchtung, Green Screen und Live Regie. Branded Corporate Content fängt im eigenen Studio an. Diese Kompetenz kann zugekauft werden, wird aber früher oder später in der Marketing-/Communications-Abteilung verankert werden.
Wie unser eigenes digital studio aussieht und wie Sie es nutzen können lesen Sie hier.
4. Advanced Design-Personalization
Personalisierung ist auch 2021 einer der wichtigsten UX Trends. Das Hauptziel des personalisierten Designs ist es, dem Benutzer das Gefühl zu geben, dass der Inhalt speziell für ihn erstellt wurde und auf diese Weise die Konversionsrate zu erhöhen, was das Ziel aller kommerziellen Website-Betreiber ist. AI spielt eine große Rolle in der UX, ohne dass die Mehrheit der Nutzer es überhaupt merkt. Das reicht von personalisierten Musikvorschlägen auf Spotify, empfohlenen Videos auf Youtube oder Netflix bis zur komplett personalisierten Startseite von Amazon, basierend auf Einkaufsgewohnheiten, Wunschliste und Warenkorb der Kunden. In Zukunft werden Interfaces noch stärker personalisiert werden, sodass sie ihr Aussehen, die Position von Elementen, den Ton und das Verhalten im Allgemeinen in einem Wimpernschlag ändern und anpassen können. Personalisierung ist kein einfach zu befolgender Designtrend. Websites könnten Daten falsch sammeln und analysieren, was zu schlechten Ergebnissen führen kann. Und: der Aufbau einer personalisierten Website ist nicht günstig: Sie müssen Informationen sammeln und analysieren, Profile und persönliche Konten entwickeln und die Arbeit von Algorithmen sicherstellen, um individuelle Interfaces zu erstellen. Nicht zuletzt erfordert die Personalisierung auch verbesserte UX-Texte, die den User davon überzeugen, seine persönlichen Daten bereitzustellen. Der Trend geht aber auch zu kostengünstigen, effizienten Systemen.
5. Add real-life to Design
Der Höhepunkt der Popularität von Flat Design war im Jahr 2012, obwohl es zusammen mit dem Minimalismus immer noch zu den Dingen gehört, die modernes UI-Design prägen. Gleichzeitig verspüren viele Designer das Bedürfnis nach etwas Neuem und Frischem. Obwohl flache Objekte mit glatten und kühlen Farbverläufen immer noch dominant vertreten sind, versucht ein Trend diese Gleichförmigkeit aufzubrechen und mit ungleichmäßigen Texturen ein real-life Feeling zu generieren. Realistische Texturen machen Designobjekte und Produkte greifbarer.
In einer zunehmend virtuellen Welt schafft das ein Gefühl der Verbindung zwischen User bzw. Kunde und Produkten. Der Trend zu realistischen Texturen, Maserungen und Konturen ist im modernen UI-Design jetzt schon sehr präsent und hat großes Potenzial für eine weitere Entwicklung im Jahr 2021.
6. Video and Voice-Content is King
Nicht nur die Werte der Menschen, Follower, User und Kunden haben sich verändert, auch ihr Bedürfnis nach der Art des Contents: social distancing, home schooling und home office, lange Phasen des Lockdowns – all das hat unser Bedürfnis nach authentischem Content mit Sinn und nach einem Gefühl von Nähe erhöht. Geschriebene Worte zu statischen Bildern haben ausgedient. Das Credo für guten Content 2021 heißt daher: Video, Video, Video. Müssen wir mehr sagen?
Und auch audiobasierter Content nimmt weiterhin an Relevanz zu, wie jüngster Hype um die Social App clubhouse verdeutlicht hat. Das gesprochene Wort schafft Nähe. Deshalb setzen auch große Brands vermehrt auf Podcast – weniger als Verkaufsinstrument, sondern als Storytelling Instrument zur Stärkung des Markenimages. Es zeichnet sich außerdem ein großer Trend im Bereich der Voice-Searches ab. Hier müssen sich Unternehmen gut wappnen, denn Voice Search SEO erfordert einen anderen Weg.
7. Overcoming Boundaries in Digital Marketing
Der im Jahr 2020 begonnene Fokus auf strengere Datenschutz- und Trackingrichtlinien (WhatsApp/Signal usw.) wird noch stärker. Das neue IOS 14 (Q3 2021) bekommt nach der Verschiebung im Jahr 2020 einen massiven Trackingschutz. Das Tracking wird seitens Apple transparent offengelegt und der User muss auch hier zustimmen, egal ob App oder Website. Diese Entwicklung wird es Performance Marketing zukünftig schwerer machen. Auch die kommenden Einschränkungen beim „Frequency Capping“ und der Ad-Personalization wird zu einem Leistungsabfall bei den programmatischen Platzierungen führen. Es wird erwartet, dass dies zu einer Verlagerung der Branding- & Awareness-Budgets führen wird. Die Verschiebung des Attributionsmodelles (keine View-Through-Attribution, erzwungene Last-Click-Attribution für „SKAdNetwork“, etc.) und die Einschränkungen beim Event-Tracking werden zu einem deutlichen Rückgang des ROAS der Kampagnen führen.
2021 wird zum Jahr der „performance- und kanalübergreifend“-orientierten E-Commerce Kampagnen, mit Facebook/Instagram Commerce und Google Shopping als Must-Have in jeder Planung.
8. Key Factor: Audience Research
SEO ist und bleibt einer der Haupterfolgsfaktoren im digitalen Universum. Nachdem das Google Core Algorithmus Update im Dezember 2020 die „Newsapocalypse“ für die News-Publisher brachte, werden 2021 weitere Updates von Google folgen. Die bereits jetzt beängstigende AI, die hinter dem Google Ranking Algorithmus steht, ist so intelligent, dass sie weiß, wonach man sucht, auch wenn man nicht weiß, wie man eigentlich fragen soll. Das Verstehen des Users und seiner Suchintention wird also zum Fokus eines jeden SEO-Projekts. Weniger die Keyword-Planung, sondern die User-/Audience-Recherche wird zum Schlüsselfaktor.
9. Shifting Onsite KPIs
Auch in Sachen Onsite-Optimierung bringt 2021 Neues: Seit der Einführung von WebCoreVitals reicht die Geschwindigkeit als einziger KPI nicht mehr aus, weshalb sich Agenturen darauf einstellen müssen, nicht nur die Ladegeschwindigkeit, sondern auch die User Experience zu optimieren – Google hat hier bis Mai 2021 Zeit gegeben. In keiner Agentur sollte der Google Lighthouse Test oder ein SEO-Tool wie z.B. SEMRush fehlen. Headless CMS und PWAS sind 2021 als Basis für gute Performance endlich angekommen.
10. Return of the Shared-Revenue Model
Die Rolle der Digital-Marketing-Agentur entwickelt sich zum Business- und Vertriebs-Partner der Auftraggeber. Nicht mehr das letzte ROAS Ausquetschen der Kampagnen ist das Ziel, sondern die Optimierung der gesamten Online Customer Experience. Der Verkaufserfolg bestimmt den Revenue der Agentur. Aus diesem Grund werden Shared-Revenue-Modelle eine gute Option für diejenigen werden, die alle wichtigen Fähigkeiten (UX/Performance/Planung) aus einer Hand erbringen können.