Als Agentur mit digitalem Fokus bieten wir Services und Produkte an, die das Internet voraussetzen. Tatsache ist, dass kaum jemandem bewusst ist, wie sich unser Surfverhalten auf CO₂-Emissionen und somit auf unser Klima und unsere Umwelt auswirken. Mehr Suchanfragen, mehr Mails und mehr Streaming benötigen logischerweise auch mehr Energie.
Die Nutzung des Internets verbraucht Strom. Wie viel Energie dabei allerdings verbraucht wird, ist den wenigsten bekannt.
„Wenn man sich das Internet als eine Nation vorstellt,wäre es einer der größten Energieverbraucher weltweit, etwa auf Platz fünf oder sechs“
Tatsächlich verursacht das Internet derzeit etwa 3,8 % der weltweiten Kohlenstoffemissionen – Tendenz steigend.
Zum Vergleich: Deutschland verursachte 2021 2,1 % der weltweiten Kohlenstoffemissionen; der weltweite Flugverkehr beläuft sich auf etwa 3,1 %. Somit übertrifft das Internet heute schon den viel diskutierten globalen Flugverkehr.
Die Wissenschaft prognostiziert sogar einen Anstieg auf bis zu 14 % im Jahr 2040. Damit würde das Internet laut climatechangenews.com mit dem heutigen (2023) Ausstoß der USA gleichziehen.
„Ein Tweet benötigt 0,63 Kilowattstunden, mit dem deutschen Strommix von 470 Gramm CO2 pro Kilowattstunde entspricht das einem CO2-Ausstoß von 294 Gramm. Mit einem sparsamen Benziner könnte man da gut 2,5 Kilometer weit fahren, mit einem effizienten E-Mobil wären es sogar 4,3 km.“ – Diplom-Meteorologe Sven Plöger
Wie sieht nun die Lösung aus? Einfach weniger tweeten? Umweltbewusstes surfen ist durchaus möglich: Wer sowieso die eigene Bildschirmzeit reduzieren möchte, kann den Social Media Konsum zurückschrauben oder bewusster streamen. Nachhaltige Organisationen bieten außerdem oft Möglichkeiten, den CO₂-Fußabdruck durch Spenden zu kompensieren.
Noch mehr ins Gewicht als Social Media Postings fallen aktuell aber wohl die großen KI Modelle wie ChatGPT und Co. Konkrete Zahlen sucht man hier leider noch vergebens, genauso wie schnelle Lösungen. Mehr Informationen dazu gibts hier.
Wir haben uns aber vor allem damit auseinandergesetzt, wie wir mit unserem Webdesign zu einem klimafreundlicheren Internet beitragen können.
Nachhaltigkeit: Welche Rolle spielt die Webseite?
Der Begriff Nachhaltigkeit stützt sich auf drei Säulen: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Bei nachhaltigem Webdesign werden alle drei Säulen berücksichtigt und fließen in die Konzeption einer Webseite mit ein. „Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit avancieren zunehmend vom individuellen Lifestyle und Konsumtrend zur gesellschaftlichen Bewegung – und zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor, der alle unternehmerischen Sphären beeinflusst“, so das Zukunftsinstitut.
„Nachhaltiges Webdesign ist ein Ansatz für die Gestaltung von Webdiensten, der den Menschen und den Planeten in den Mittelpunkt stellt. Es liefert digitale Produkte und Dienstleistungen, die die Prinzipien des Sustainable Web Manifesto respektieren: sauber, effizient, offen, ehrlich, regenerativ und widerstandsfähig.“ – SustainableWebDesign.org
Ok, aber was ist eine nachhaltige Webseite und welche Vorteile hat sie?
Wichtig: was schnell missverstanden wird und worauf wir ausdrücklich hinweisen wollen, ist, dass nachhaltiges Webdesign bzw. eine nachhaltige Webseite niemals das komplette wirtschaftliche Handeln eines Unternehmens ausgleichen kann. Dass Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit verantwortungsbewusst agieren, ist die Grundvoraussetzung, um einen klimabewussten Beitrag in unserer Gesellschaft zu leisten. Nachhaltiges Webdesign ist nur eine Stellschraube, um den CO₂-Ausstoß zu minimieren.
1. Bessere Performance durch schnellere Ladezeiten
Nachhaltige und damit auch umweltfreundliche Webseiten haben einen immensen Vorteil: Dank kleiner Dateigrößen besitzen sie deutlich schnellere Ladezeiten. Dies verbessert auch die Nutzerzufriedenheit. Laut einer Google-Studie aus dem Jahr 2016 verlassen 53 % der Besucher*innen eine Webseite wieder vorzeitig, wenn diese länger als drei Sekunden lädt. Schnellere Ladezeiten sorgen wiederum für einen geringeren Stromverbrauch, was zu einem kostengünstigeren Energiemanagement führt.
2. CO₂-Emissionsreduktion und Ressourcenschonung
Je mehr Daten eine Webseite verbraucht, desto höher ist auch ihr Stromverbrauch. Eine einfache Webseite erzeugt beispielsweise rund 1,76 Gramm CO₂ pro Aufruf. 20.000 Views sind bereits 352 Kilogramm CO₂.
Durch nachhaltiges Webdesign (engl. Sustainable Webdesign bzw. Green Webdesign) kann also der Stromverbrauch gesenkt und dadurch der CO₂-Ausstoß reduziert werden. Ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz und zur Ressourcenschonung.
"Die Einsparung eines einzigen Kilobyte in einer Datei, die auf 2 Millionen Websites geladen wird, reduziert die CO2-Emissionen um schätzungsweise 2950 kg pro Monat." – Danny van Kooten, CO2-Emissionen im Web
3. Gut für die Umwelt, gut fürs Budget
Ein äußerst wichtiger Punkt, vor allem für Unternehmen, ist die Kosteneinsparung, die erreicht wird, wenn auf nachhaltige Webseiten gesetzt wird. Denn eine grüne Webseite hat einen geringeren Energieverbrauch und ist somit günstiger. Die einmalige Einsparung von Bytes sorgt für Kosteneinsparung auf lange Sicht.
Folgende Formel fasst das Problem vereinfacht zusammen: Daten = Elektrizität = Emissionen. Grundsätzlich ganz logisch. Mehr produzierte Daten müssen auch hoch- und runtergeladen werden und zwischen Servern hin- und hergeschickt werden. Auch auf den Stromverbrauch des eigenen Rechners darf nicht vergessen werden. Durch weniger Stromverbrauch und die Nutzung von Green Hosting mit Ökostrom kann der CO2-Ausstoß reduziert werden. So belasten nachhaltige Webseiten nicht nur die Umwelt weniger, sondern auch das Geldbörserl.
4. Bessere SEO durch gutes Suchmaschinen-Ranking und hohe Nutzerzufriedenheit
Eine schnelle Seitengeschwindigkeit und ein nutzerfreundliches Design können auch einen positiven Einfluss auf das Ranking in den Suchmaschinen haben. Die Webseite wird von der Zielgruppe schneller gefunden und eine kurze Ladezeit geht zudem noch respektvoll mit deren Ressource Zeit um. Durch moderne Frontendtechnologien können Ladezeiten außerdem noch weiter verkürzt werden. Gleichzeitig verbessert sich auch die Nutzererfahrung bei Usern.
5. Positive Marken- und Unternehmenswahrnehmung
Für Unternehmen kommt es darauf an, nicht nur über Nachhaltigkeitsstrategien nachzudenken, sondern diese auch umzusetzen und öffentlichkeitswirksam zu kommunizieren. Nachhaltiges Webdesign kann ein Baustein dieser Nachhaltigkeitsstrategie sein.
„Nachhaltige Webseitenerstellung bedeutet klüger, nicht zwingend weniger.“
Jetzt schreit die ein oder andere Person vielleicht auf und sagt: „Wenn wir anfangen, die Webseiten umweltfreundlich zu gestalten, dann geht das auf Kosten von Ästhetik und innovativem Design.“
Der erste Schritt für Veränderung: Wir müssen aufhören, „Entweder-oder“ zu denken und beginnen, „Sowohl-als-auch“-Denken in unser Leben zu integrieren. Die Lösung – wie so oft – heißt Balance. Und das kritische Hinterfragen, ob bestimmte Designelemente unbedingt notwendig sind. Dies bedeutet nicht, dass wir nur noch Webseiten bauen sollen, die Schwarz-weiß sind und keinerlei Designelemente beinhalten. Was wir allerdings im Hinterkopf behalten sollten, ist, welche Auswirkungen unsere Designentscheidungen auf den Energieverbrauch haben. Wenn im Designprozess entschieden wird, dass ein Video im Hintergrund einer Webseite läuft, dann ist das in Ordnung. Genauso in Ordnung ist es, sich die Frage zu stellen, ob das immer und überall der Fall sein muss.
Der beste Zeitpunkt, um nachhaltiges Webdesign zu integrieren, ist zu Beginn einer neuen Websitekonzeption. Hier kann gleich darauf geachtet werden, dass der Stromverbrauch etc. vermindert wird – bestehende Webseiten im Nachgang komplett umzustrukturieren, bedeutet einen Mehraufwand. Auch ist der Umfang der Webseite und was diese bieten soll, ausschlaggebend dafür, welche Funktionen und Designelemente genutzt werden.
Beispiel: Ein Fotograf wird schwer auf Fotos verzichten können. Allerdings können die Bilder komprimiert werden, um so deren Datenvolumen zu reduzieren. Oder es werden zu Beginn nur wenige Bilder geladen und erst wenn der User klickt, werden weitere Bilder geladen.
Jetzt kann selbstverständlich behauptet werden, dass das alles nur Augenauswischerei ist und der Beitrag viel zu klein ist, um wirklich etwas zu verändern. Wenn dann doch gleich alles Reduzieren und jegliche Designelemente herausnehmen, die viel Energie zum Laden benötigen. Doch es bringt uns nicht weiter, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Es geht vielmehr darum, die Stellschrauben zu finden und diese anzupassen. Wir dürfen aufhören, uns selbst als Opfer zu sehen und uns gegenseitig erlauben, uns weiterzuentwickeln und zu wachsen, Neues zu lernen. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen, sein eigenes vergangenes Handeln zu hinterfragen und daraus zu lernen, um es dadurch in Zukunft besser machen zu können.
Und da unseren Worten auch Taten folgen, haben wir uns unsere eigene Webseite angesehen. Wir haben dafür das Tool Ecograder verwendet, welches erste Optimierungsvorschläge liefert:
- Bildelemente sollten immer eine explizite Breite und Höhe haben.
- Einen langen Cache vermeiden: Statische Ressourcen sollten zwischengespeichert werden.
- Serveranfragen sollten soweit möglich reduziert werden.
- Passive Listeners können die Performance verbessern.
- Die Bereitstellung kleinerer JS-Payloads kann die Arbeit des Haupt-Threads verringern.
Wie man sieht, können schon kleine Dinge angepasst werden, um den CO2-Ausstoß vor allem auf lange Sicht zu reduzieren. Ein Klassiker wie Bilder und Videos zu komprimieren, gehört ebenfalls dazu.
Es gibt die, die lieber mit dem Finger auf andere zeigen und nichts tun. Und es gibt die, die sich der Verantwortung ihres Handelns bewusst sind und sich entscheiden, im Rahmen ihres Handlungsspielraumes etwas zu verändern. Wir gehören lieber zu den Letzteren. In dem Bewusstsein, nicht perfekt sein zu können, wollen wir an den Stellschrauben drehen, die für uns erreichbar sind, um so auch als digitale Agentur den CO2-Ausstoß unserer Webseite und die unserer (zukünftigen) Kunden zu verringern. Wir haben den Anspruch, aus Vergangenem zu lernen und morgen besser zu sein als heute. Nicht zu jammern, was wir in der Vergangenheit besser machen hätten können, sondern in die Zukunft zu blicken und mutig in der Gegenwart neu zu handeln. So entstehen Wachstum und Entwicklung.
Unser Fazit
Wir als digitale Agentur haben gerade begonnen, uns intensiver mit nachhaltigen Webseiten auseinanderzusetzen. Wo können wir selbst noch ansetzen, um unsere eigene Webseite nachhaltiger zu gestalten? Wie können wir unsere Erfahrungen in Kundenprojekte einfließen lassen? Wie können zwischen unseren Kunden und uns weitere Win-Win-Situationen geschaffen werden? Dies sind nur einige Fragen, mit denen wir uns beschäftigen.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz allein greifen oft nicht als Argumente bei Kunden. Da allerdings beim Webdesign der Energieverbrauch eng verknüpft ist mit Performance und Ladezeit, stehen diese wiederum im direkten Zusammenhang zum Unternehmens- und Geschäftserfolg. Zukünftig sollte der Energieverbrauch einer Webseite ein KPI sein, anhand dessen gutes Design bewertet wird.
Das Thema Nachhaltigkeit im Webdesign ist aufgrund der Herausforderungen, denen wir in der Welt gegenüberstehen, unverzichtbar geworden. Auch sind wir der Meinung, dass dieses Thema immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Zukünftige Generationen machen ihre Kaufentscheidung immer mehr davon abhängig, wie nachhaltig die Unternehmen agieren, deren Produkte oder Dienstleistungen sie in Anspruch nehmen. Somit kann nachhaltiges Webdesign zum Unternehmenserfolg beitragen. Uns ist bewusst, dass wir dadurch nicht das gesamte Klimaproblem lösen können. Allerdings können wir als Agentur mit unseren Kunden unseren Beitrag leisten. Denn das große Ganze ist immer größer als die Summe ihrer Einzelteile.