digitalwerk icon
Man sitting on a table on a green field
Image partially created by AI
Prompt-Engineer werden: So geht’s (nicht).
12
Dec
2023

Ein Leitsatz im Umgang mit künstlicher Intelligenz im Kreativbereich ist aktuell: Nur wer der AI besonders gute Text-Inputs geben kann, ist zukunftsfähig. Warum das zwar stimmt – aber nicht reicht, darum geht es in unserem neuesten Blog-Artikel.

Prompt-Engineer werden: So geht’s (nicht).

Diversität und Kollaboration waren gerade dabei, vom Buzzword zur Realität zu werden. Der Mythos des (männlichen) Solo-Kreativ-Genies schien überwunden, doch taucht jetzt am Horizont ein neues Enigma auf: der “Prompt-Engineer”; AI-Flüsterer, Aufseher des Designprozesses, Überflüssig-Macher von Teams. /Imagine that.

Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu und der Hype um die künstliche Intelligenz ist größtenteils vorbei. Während sich die gängigen AI-Tools in unsere Workflows integriert haben, sind die weniger Erfolg versprechenden Spielereien qua Darwin wieder in Vergessenheit geraten. ChatGPT hat die Weltherrschaft (noch) nicht an sich gerissen und unsere Jobs haben wir auch (noch) nicht alle verloren. AI ist normal.

Doch Normalität im Zeitalter künstlicher Intelligenz bedeutet keineswegs Stillstand: Generative AI, immer potentere Algorithmen und darauf aufbauende neue Technologien werden einen noch größeren, epochalen Einfluss auf unsere Zukunft haben – ob wir es wollen oder nicht.

Im Angesicht dieses Wandels erleichtert auch die Kreativität, eine bisher rein menschliche Qualität, die eigene Positionierung nicht. Wer neue Technologien ablehnt, wird zurückgelassen werden; wer sich gänzlich der Selbst-Automatisierung hingibt, wird durch eine AI ersetzt. Um dieser Lose-Lose-Situation zu entgehen, muss man adaptieren. Zum Beispiel durch das Erfinden und Annehmen einer neuen Rolle: Zu Prompt-Engineers werden die Personen geadelt, die den K.I.-Tools ihre Aufgaben, die “Prompts”, besonders gut füttern können.

Die Maschine wird so zur ausführenden Kraft, während der kreative Mensch in eine anleitende, steuernde Rolle gezwungen wird. Ersetzt werden die menschlichen ausführenden Kräfte, nämlich jene, die vorher “niedere” Taten verrichteten: Texte schreiben, Grafiken gestalten, Typografie setzen und so weiter. Gleichzeitig wird das Klischee der großen Genies propagiert, denen unter der Dusche der zündende Geistesblitz kommt. Das ausführende Team wird unsichtbar gemacht oder – im Falle der automatisierten Produktion – gänzlich eliminiert. Ein kleiner Schritt für die Kostenoptimierung, ein riesiger Schritt zurück für uns alle. Denn die Gestaltung, die ausführende Prozesse gänzlich an Maschinen abgibt, verliert sich in der immer gleichen künstlich generierten Soße. Die Akzeptanz AI-produzierter Massenware ist der, durch DIY-Branding, Fiverr und Krypto-Kunst vorbereitete, finale Todesstoß qualitativ hochwertigen (und funktionalen!) Designs.

Natürlich tragen Prompt Engineers keine Schuld an der Rationalisierung und wirtschaftlichen “Optimierung” des kreativen Prozesses. Es ist den Arbeiter*innen nicht vorzuwerfen, dass sie ihr Möglichstes tun, ihr zukünftiges Überleben im Kapitalismus zu sichern. Weiterhin bedingt das Verwenden existierender Technologien, um etwa fehlende Ressourcen, wie Zeit, aber auch praktische Skills auszugleichen, kein ethisches Versagen. Im Gegenteil: Das theoretische Potenzial, mit AI in einem epistemologischen, hyperdemokratischen Kreativprozess völlig neue Erkenntnisse zu gewinnen, existiert bereits. Was fehlt, sind Visionen einer wirklich kreativen Praxis, die es schafft, über den Tellerrand der technokratischen Selbst-Kannibalisierung hinauszublicken und einen Zukunftsvorschlag zu präsentieren, in dem alle kreativen Arbeiter*innen Platz haben.

Ja, AI kann uns in der Gestaltung unseres Lebens unterstützen, aber AI kann unser Leben nicht für uns gestalten. Was wir als Kreativschaffende tun, ist mehr als das Anordnen von Pixeln in einer statistisch “richtigen” Reihenfolge. Wir übernehmen die Verantwortung, die Botschaften unserer Kund*innen auf eine für uns Menschen wertvolle Art und Weise in die Welt zu tragen. Das ist nicht nur unser Anspruch, sondern auch unsere Pflicht. Und es ist eine Verantwortung, die wir keiner künstlichen Intelligenz übertragen können. Im Gegensatz zur AI sehen wir die Menschen hinter der Zielgruppe und gestalten Kommunikation, weil wir daran glauben, dass nur so bedeutende Konversationen entstehen können. Das trifft nicht nur auf die Personen in unseren Teams zu, die (erfolgreich und gerne!) mit AI arbeiten, sondern auf alle Teammitglieder entlang der gesamten Journey vom Konzept bis zur finalen Ausarbeitung.

Let’s get physical, or keep it digital:
Get in touch