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Vielfalt digital gestalten: Barrierefreiheit und Inklusion in der Medienwelt
23
Sep
2024

Wir haben uns daher im Zuge unseres letzten internen agenturweiten Impulsvortrags „Status Whoa“ gefragt: Wie inklusiv und barrierefrei ist die digitale Landschaft wirklich? Und wie wird über und mit Menschen mit Behinderungen kommuniziert?

Vielfalt digital gestalten: Barrierefreiheit und Inklusion in der Medienwelt

Wenn wir in unserem Agenturalltag das Wort „Barrierefreiheit“ hören, löst das bei uns sofort Assoziationen aus. Da schwirren Begriffe wie WCAG, Testing, Richtlinien, Audits oder EAA 2025 durch unsere Köpfe. Bei all den Empfehlungen, Vorgaben und Regelungen für ein barrierefreies Internet verliert man schon mal leicht das Wesentliche aus den Augen: die Menschen, denen diese Barrierefreiheit dienen soll. Und dass das nicht unbedingt nur Menschen mit Behinderungen sind.

Inklusive Sprache: Der erste Schritt zu mehr Barrierefreiheit

Sprache formt Realität. Daher ist es entscheidend, dass wir uns bewusst für eine inklusive und respektvolle Wortwahl entscheiden. Anstatt Identitäten auf einen einzigen Aspekt zu reduzieren, rücken wir den Menschen in den Vordergrund und sprechen von „Menschen mit Behinderungen“. Auch Formulierungen wie „an den Rollstuhl gefesselt“ oder „auf eine Sehhilfe angewiesen“ untergräbt die Autonomität von Menschen mit Behinderungen. Eigentlich sollten unterstützende Maßnahmen wie ein Rollstuhl als Werkzeug der Selbstbemächtigung verstanden und auch so kommuniziert werden.

Barrierefreiheit in der digitalen Kommunikation

Obwohl rund 25 % der Bevölkerung in Österreich Menschen mit Behinderungen ausmachen, werden sie in der Medienlandschaft zumeist sehr einseitig und oft im Kontext ihrer Behinderung dargestellt. Sie werden nach wie vor oft auf spezielle Anlässe wie die Paralympics oder Spendenaktionen reduziert. Es ist an der Zeit, dass ihre Lebensrealitäten auch im alltäglichen Kontext sichtbarer werden. Das heißt: Menschen mit Behinderungen auf Augenhöhe begegnen und sie genauso wie nicht-behinderte Menschen in lebensnahen Situationen zeigen.

Der Interaktionsbereich macht's vor

Wie Barrierefreiheit im interaktiven Nutzungskontext funktioniert, machen Technologiekonzerne wie Apple vor. Laufend wird an der Entwicklung innovativer Lösungen gearbeitet, um das Nutzungserlebnis von Menschen mit Behinderungen zu verbessern und sie an den gleichen Inhalten wie nicht-behinderte Menschen teilhaben zu lassen. Neben neuen Bedienungshilfen wie Eyetracking für iPhone und iPad sowie intelligentes Machine Learning für Sprachmustererkennung in Atypical Speech, soll „beweglicher“ Content Reisekrankheit vorbeugen und Vibrationen das Erlebnis von Musik für gehörlose Menschen „spürbar“ machen.

Auch in der Unterhaltungsbranche zeigt sich ein positiver Wandel: Lange Zeit war die Landschaft barrierefreier Spielentwicklung von kleinen unabhängigen Studios geprägt. Heute setzen auch große Mainstream Studios neue Maßstäbe in der barrierefreien Gestaltung von Games. Sei es durch ein breites Feld an Accessibility Features in „The Last Of Us 2“ oder durch ein komplett für blinde und sehbehinderte Menschen entwickeltes Rennspiel wie „Forza Motorsport“. Microsoft wirbt inzwischen für einen weitgehend individualisierbaren Controller für die Xbox.

Warum wir Barrierefreiheit weiterdenken müssen

Barrierefreies Design ist nicht nur eine ethische Verantwortung, sondern auch eine rechtliche Notwendigkeit. In Österreich garantiert die Verfassung die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Mit dem European Accessibility Act (EAA), der 2025 auch für private Unternehmen in Kraft tritt, wird die Verpflichtung zur Barrierefreiheit noch weiter gestärkt.  

Doch auch über die rechtlichen und ethischen Gründe hinaus zeigt sich, dass barrierefreies Design zu einer allgemein besseren Benutzererfahrung führt. Es berücksichtigt die vielfältigen Bedürfnisse der Nutzer und macht digitale Produkte und Dienstleistungen für alle zugänglicher und nutzerfreundlicher. Das zeigt nicht zuletzt der sogenannte Cut Curb Effekt: Dieses Phänomen beschreibt, wie Maßnahmen, die ursprünglich für Menschen mit Behinderungen gedacht waren, am Ende der gesamten Gesellschaft zugutekommen. Ein einfaches Beispiel: Abgesenkte Bordsteinkanten erleichtern nicht nur Rollstuhlfahrer*innen den Alltag, sondern auch Menschen mit Kinderwagen, Radfahrer*innen oder Lieferant*innen und Tourist*innen mit Trolleys.

Auch Assistive Tools wie Sprachsteuerung kommen längst einer breiten Masse zugute, die nicht – wie sehbehinderte Menschen oder Menschen mit motorischen Störungen – darauf angewiesen sind.

Es muss nicht immer eine permanente Behinderung sein, in deren Zuge sich barrierefreie Maßnahmen als notwendig erweisen. Vorübergehende oder sogar nur situationsbedingte erschwerte Umstände können mit barrierefreien Gestaltungsmaßnahmen erheblich leichter gemeistert werden. Ein Elternteil, der ein Kind auf dem Arm trägt, ist vorübergehend motorisch eingeschränkt, genauso wie eine besonders helle Umgebung uns die visuelle Wahrnehmung auf Bildschirmen erschwert. In der U-Bahn ohne Kopfhörer können wir Videos dank Untertitel auch ohne Ton genießen, und leichte Sprache erleichtert uns die Aufnahme von Informationen, wenn wir gerade gestresst und nicht aufnahmefähig sind.

Text on black white image stating: "Therefore, it should be the aim of all of us to break down digital and communication barriers and create a media world in which everyone — regardless of their physical, sensory or cognitive abilities - can participate equally."
Let’s get physical, or keep it digital:
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